Monatsbetrachtung Oktober 2019
Dieses Jahr war im Spätsommer, gegen Ende August, warm genug für die Behandlung der Altvölker mit Ameisensäure. Der September war wechselhaft. Alt- und Jungvölker konnten somit „in aller Ruhe“ aufgefüttert werden, doch gab es besonders an kühlen Standorten wenig Gelegenheit für die, nach der Auffütterung anstehende, Ameisensäurebehandlung.
Die Völker haben zurzeit noch Brut. Eine zeitge Behandlung ist angeraten, wenn der natürliche Milbenfall deutlich höher liegt als 1 Milbe/Tag. Er sollte 10 Milben/Tag nicht überschreiten. Daher ist die Windel entsprechend zu prüfen.
Nach der Behandlung mit Ameisensäure, dauert es etwa 14 Tage, bis die Wirkung der Säure in der verdeckelten Brut abgeklungen ist und sich wieder natürlicher Milbenfall einstellt. Eine Alternative wäre die Behandlung mit Oxalsäure, mit der allerdings nur die auf den Bienen sitzenden Milben erreicht werden können. Deshalb müssen brütende Völker bei allzu hohem Varroabefall mehr als einmal mit Oxalsäure behandelt werden.
Kontrolle der Volksstärke
Nach einer kühlen Nacht kann die Stärke der Völker ohne Wabenziehen sicher beurteilt werden.
Beim Blick von oben und von unten werden die von Bienen besetzten Wabengassen gezählt. Die Bienentraube (sie ist von den besetzten Waben in Scheiben geschnitten) hat die Form einer Kugel oder einer Ellipse und sitzt in Fluglochnähe unter einem mehr oder weniger breiten Futterkranz. Bei starken Völkern hängt ein Teil der Traube dort wo sie die größte Ausdehnung hat (in ihrer Mitte), im Gitterboden. Auch wenn dieser unten offen ist, weil keine Windel einliegt, und es frostig kalt ist.
Wenn den Völkern das Futter (Sirup oder Zuckerwasser) in einer am Rand eingehängten Futtertasche gegeben wurde, dann ist darauf zu achten, ob das zuletzt gegebene Futter abgenommen ist. Man muss genau hinschauen, wenn die in die Futtertasche eingelegte Schwimm- und Aufstieghilfe den Einblick auf ihren Boden verwehrt.
Bei der Bewertung der festgestellten Anzahl der von Bienen besetzten Wabengassen, muss die Ausdehnung des Bienenbesatzes jeder Wabengasse und seine Bienendichte bedacht werden. Die meisten Bienen befinden sich in der bzw. den zentralen Gassen der Traube. Die „Bienenscheibe“ einer Wabengasse hat etwa 20 cm Durchmesser, wenn Bienen „oben“ sehr nahe am Oberträger des Rähmchens sitzen und die Traube „unten“ die Rähmchenunterleiste erreicht oder sogar bedeckt. Bei einer „Traubenkugel“ sind die Scheiben fast kreisrund, die äußeren Scheiben sind kleiner als die inneren. In einer eng sitzenden Traube entspricht 1 dm² mindestens 250 Bienen. Bei Frost können es dort, wo die von der „Bienenscheibe“ bedeckten Zellen leer sind und dann in jeder leeren Zelle kopfüber eine Biene steckt, auch 1000 Bienen pro dm² sein. Bei maximaler Ausdehnung und engem Sitz säßen in der zentralen Gasse bis zu 3000 Bienen und etwa genauso viele in jeder der beiden Nachbargassen. Die zum linken bzw. rechten Rand hin kleiner werdenden „Bienenscheiben“ haben deutlich weniger Bienen. Das Ausmessen der „Bienenscheiben“ ist nicht notwendig. Es genügt frühmorgens (!) nach kühler (!) Nacht die Anzahl der besetzten Wabengassen festzustellen. Wenn es mindestens fünf sind braucht man sich wegen der Volksstärke keine Sorgen zu machen.
Die Kontrolle des Futtervorrats
Für die Überprüfung des Futtervorrates genügt es, das relative Gewicht durch simples Anheben festzustellen. Das „gefühlte“ Gewicht wird geeicht, indem man bei Flugwetter den Futtervorrat des leichtesten Volkes nach der Achtelmethode schätzt. Dazu müssen Waben gezogen werden. Bei dieser Gelegenheit kann auch gleichzeitig die Volksstärke relativ genau erfasst und das Ergebnis dieser Populationsschätzung mit der Anzahl der besetzten Wabengassen nach kühler Nacht verglichen werden.
Wer sich unsicher ist kann die Völker auch mit einer digitalen Kofferwaage wiegen. Dazu wird die Kofferwaage hinten in die Einschuböffnung der Windel und/oder vorne in das Flugloch eingehängt und die beiden „Halb-Gewichte“ addiert. Es reicht auch aus, nur von hinten oder von vorne zu wiegen und das ermittelte „Halb-Gewicht“ zu verdoppeln.
Mit Innendeckel und Blechhaube sollten in der Einfachbeute sitzende 1-Zargen-Völker etwa 28 kg (bzw. 14 kg von hinten), 2-Zargen-Völker etwa 42 kg (bzw. 21 kg von hinten) wiegen. Nachfüttern entweder „von oben“ (das Futtergefäß wird in eine Leerzarge gestellt) oder „von der Seite“ (neben das Volk wird eine Futtertasche an den Rand der Zarge gehängt, je nach Breite der Futtertasche müssen eine oder zwei Waben weichen).
Wenn es kühl ist wird die Abnahme zum Problem. Wenn die Bienen das Futter nicht abnehmen, dann muss das gereichte Futter näher an die Bienen. Es kann bei klein gehaltenen Fluglöchern auch „von unten“ gegeben werden. Dazu wird eine flache Schale (große fassen drei Liter) hinten in den Gitterboden gestellt (weit weg vom Flugloch) und mit Sirup oder Zuckerwasser gefüllt. Es darf nichts überlaufen, auch dann nicht, wenn anschließend die unbedingt notwendige Schwimmhilfe aufgelegt wird (Korken, Zweigstücke, trockenes Laub).
Unter der Schale bleibt die Windel frei von Gemüll und von Milben. Abends füttern! (zur vermeidung von Räuberei). In hohen Futtergefäßen mit glatten Innenwänden neben der Schwimmhilfe auch eine Aufstieghilfe einlegen!
Die Gemülldiagnose
Weil Ameisen und Ohrwürmer im Spätherbst nicht mehr aktiv sind darf die Windel durchaus länger als in der warmen Jahreszeit einliegen, damit sich mehr Gemüll ansammelt und Unterschiede zwischen den Völkern besser zu erkennen sind. Es bietet sich an, das Gemüllbild auf der Windel mit der Beurteilung der Bienentraube zu verbunden. Der tägliche Milbenfall sollte im Oktober/November deutlich unter 10 Milben/Tag liegen. Beim Milbenzählen achte man auch auf das Auftreten heller Milbenstadien, die wie die dunklen Altmilben die für die Varroamilbe typische breitovale Form besitzen. Helle Milbenstadien im Gemüll signalisieren, dass befallene Brut geschlüpft ist und das betreffende Volk noch brütet (oder gebrütet hat). Einige Völker stellen im Spätherbst das Brüten ohne erkennbaren äußeren Anlass ein. Andere Völker (in der Regel sind sie in der Mehrheit) tun das erst während einer Kaltwetterperiode mit frostigen Nächten, die die Königin dazu bringt, keine Eier mehr zu legen. Drei Wochen nach einem solchen bzw. dem ersten Kälteeinbruch herrscht allgemeine Brutfreiheit. Wenn bzw. sobald es dann (wieder) frostig kalt ist erfolgt die letzte Behandlung als sogenannte „Restentmilbung“.
Quelle immenlieb.de